Richtig scheitern lernen

Es gibt kein Patentrezept, wie «Scheitern» funktioniert. Während für mich eine Situation ganz schlimm ist, zucken andere nur mit den Schultern und sagen: «Na und?». Je nachdem, welche Erfahrungen jemand mit dem Leben gemacht hat und in wie weit sich jemand selber vertraut, wieder aus der Situation herauszukommen, sieht scheitern anders aus. Daher musste ich lernen für mich selber einzuschätzen, wann ich für mich gescheitert bin.

Locsan, mein Mann, hat mir irgendwann einmal gesagt: «Fabienne, andere werden deine Fehler weder ausbaden, noch bezahlen. Darum lohnt es sich herzlich wenig auf anderer Meinung zu hören.» Ich würde das der kolumbianischen Nonchalance zuordnen, derer wir uns hierzulande gerne ein Stück abschneiden dürften. Menschen haben immer eine Meinung zu dir und dem was du tust. Aber wer muss am Ende mit den Konsequenzen leben?
Genau: Du.

Keine Situation ist zweimal gleich. Wenn du dich einmal für a) entschieden hast und dann kommt die Situation nochmal und du entscheidest dich aus Erfahrung wieder für a), heisst das noch lange nicht, dass es funktionieren wird. Vielleicht wäre jetzt b) besser. Darum werde nicht zum Gewohnheitstier: Betrachte die Situation immer wieder von Neuem und mit frischem Geist.
 

Bevor ich eine Entscheidung treffe, wäge ich die Risiken ab: Habe ich an alles gedacht? Welche Faktoren sind mir unbekannt? Muss ich diese Faktoren kennen, um eine nachhaltige Entscheidung zu treffen? Welche Konsequenzen hat meine Entscheidung für mich? Für Menschen in meinem näheren Umfeld? Was wäre das Worst-Case-Szenario? Kann ich mit den möglichen negativen Konsequenzen leben?

Und ganz wichtig: Nach dem Scheitern ist vor dem Scheitern. Weil so ungern wir uns auch in Situationen begeben, denen wir nicht gewachsen sind, werden sie wiederkommen. Und wir wachsen daran und werden resilienter.