Daughters of Time

Das Jahr neigt sich langsam aber sicher dem Ende entgegen. Spätestens die Zeitumstellung und die darauffolgenden dunklen Abende erinnern mich daran, dass wir definitiv im letzten Drittel des Jahres angekommen sind. Diese Zeit des Jahres nutze ich, um mir Gedanken zu mir und meinem Leben zu machen. Bin ich auf dem gewünschten Weg? Erfüllt mich mein Leben mit Freude? Dieses jährliche Ritual ist mir sehr wichtig und hilft mir als Wegweiser, um authentisch zu leben.

Die Natur entwickelt sich rhythmisch im immer gleichen Jahreszyklus. Jede Phase allen Lebens hat seine Berechtigung und seinen tieferen Sinn. Im Herbst bereiten sich Tiere und Pflanzen auf den Winter vor. Bäume werfen ihre Blätter ab und speichern die Nährstoffe im Stamm. Tiere sammeln Nahrung, um den Winter zu überstehen. Auch wenn es vielen Menschen nicht überlebensnotwendig scheint, dem Jahreszyklus zu folgen, schaffen wiederkehrende, jährliche Rituale eine gewisse Ordnung in unserem Leben. Ich nutze die Herbstzeit jeweils, um mir ein paar Grundsatzfragen zu meinem Leben zu stellen. Denn solche Fragestellungen kommen während des Jahres oft zu kurz.

Was mir wichtig ist

Erst vor ein paar Jahren habe ich bemerkt, wie wichtig es ist, sich bewusst Zeit für dieses Innenhalten zu nehmen. Als ich vom Ausland zurück in die Schweiz gezogen bin, habe ich für eine längere Zeit einfach so vor mich hingelebt, ohne mir über meine Werte, Wünsche und Prioritäten Gedanken zu machen. Und so geschah es, dass das Leben an mir vorbeifloss. Ich weiss ehrlich gesagt nicht mehr, wie ich in diesen Trott geraten bin und genauso wenig, zu welchem Zeitpunkt sich das Blatt hin zu einem bewussteren Leben gewendet hat. Ich weiss einfach, dass ich plötzlich realisiert habe, dass ich wieder eine viel aktivere Rolle in der Gestaltung meines eigenen Lebens eingenommen habe. Was habe ich verändert? Ich habe meine Freizeit wieder aktiv so gestaltet, dass es mir einfach Spass macht. Konkret: Ich widme mehr Zeit der Musik, verbringe mehr Zeit in der Natur, gehe öfters ins Kino und an Konzerte. Ich treffe mich mit Freunden zum Brunch oder zum Abendessen, stehe an den Wochenenden früher auf. Ich koche mehr, probiere Rezepte aus und verbringe bewusst auch genügend Zeit alleine. Ich habe momentan wirklich das befriedigende Gefühl, dass ich mein Leben so gestalte, dass es einfach Lust macht, zu leben. Und dennoch verliere auch ich im schnelllebigen Alltag manchmal den Fokus. Genau deshalb finde ich die Zeit der Besinnung gegen Ende eines Kalenderjahres so wichtig. Woher komme ich, wohin will ich und was von dem, was jetzt ist, möchte ich mitnehmen und von was will ich mich bewusst verabschieden.
 

Neujahrsvorsätze als wertvolles Hilfsmittel

Auch Neujahrsvorsätze halte ich für äusserst wertvoll. Es ist in Mode gekommen, das «sich Vorsätze für das neue Jahr machen» zu kritisieren. Dies sei nicht nachhaltig und nicht notwendig. Dies mag für einige Menschen stimmen. Ich finde Neujahrsvorsätze aber sehr nützlich - vorausgesetzt, dass ich mir Zeit dafür genommen habe, diese auszuarbeiten.

Dazu mache ich jeweils eine Standortbestimmung über die aktuelle Zufriedenheit in verschiedenen Lebensbereichen. Danach richte ich den Blick in die Zukunft und überlege mir, worauf ich den Fokus in der nächsten Lebensphase richten möchte und was ich mir wünsche. Wenn Du zulässt, dass sich deine wahren Gefühle und Ziele zeigen, werden die darauf basierenden Vorsätze konkrete Umsetzungshilfen zur Verwirklichung deines authentischen Lebens. Deshalb schreibe ich auch bereits jetzt im Oktober darüber: Jetzt ist noch genügend Zeit, dass du dich aktiv damit auseinandersetzt und dir klar wirst, was dein eigenes Leben im kommenden Jahr bereichern könnte. Wenn du dir spontan am 31.12. überlegst, dass du ab dem 1.1. mehr Sport machen könntest, erfüllt sich nämlich mit grosser Wahrscheinlichkeit, was die Kritiker sagen: Deine Entscheidung wird nicht nachhaltig sein. Deine Vorsätze werden wegschmelzen, wie der Frühjahrsschnee mit der ersten Sonne. An Neujahr mal schnell das schlechte Gewissen zu fragen, wo Du hinwillst, wird Dich nicht an den richtigen Lebensort bringen.

«Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun..»

Mahatma Gandhi

Die Reflexion über mich und mein Leben ist für mich quasi die Vorbereitung für die Festlegung meiner Neujahrsvorsätze. Dabei helfen mir unter anderem folgende Fragen:

  • Welche Werte sollen im Fokus meines Lebens stehen?

  • Welche Aktivitäten sollen im Fokus meines Lebens stehen und mit wem machen sie Freude?

  • Wofür möchte ich mir mehr Zeit nehmen und was will ich durch diese Zeitinvestition erreichen?

  • Stimmt mein Inneres Empfinden mit dem Äusseren überein? Leben ich mein authentisches Selbst nach aussen und wenn Nein, welchen nächsten Schritt zur Authentizität könnte ich mir vornehmen?

  • Wer und/oder was ist eine Bereicherung für mein Leben?


Zum Thema Standortbestimmung findest du noch mehr konkrete Fragestellungen in unserem aktuellen Notes Letter.
 

Ich bin schon ganz gespannt, was sich aus dem diesjährigen Herbstritual für mich herauskristallisiert. Natürlich hoffe ich, dass auch du dir Zeit dafür nimmst. Lass mich bei Gelegenheit wissen, wie es dir damit geht und ob deine Neujahrsvorsätze dein Leben nachhaltig verändert haben.

Einen wundervollen Herbst wünsche ich dir. /cm

Herbstliche Stimmung mit Kaffeetasse auf einem Tablett.

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